Roland Garros Junior Championships 2025
1.-7. Juni 2025 Paris

Auf den „Juniorinnen Spuren“ von Francesca Schiavone!
Chapeau!

„Ab wann, ich meine welcher Runde, werden wir Lilli in Paris besuchen?“ fragte Emma mal so in die Taggersche Mittagessen Runde am Tag 1 des Turniers. „Hmm,“ meinte ich, „lassen wir sie mal starten, schauen wir wie sie vorankommt, aber vielleicht so ab dem Viertelfinale?“

Bevor Lilli in das Turnier einstieg, war sie mit Francesca und Lorenzo noch beim Ausrüster Nike. Alle wurden mit einem Paris Saint Germain Trikot ausgestattet, da es ja zum finalen Showdown in der Champions League zwischen Inter Mailand und Paris Saint-Germain kam. Ups, aber wo ist denn nur Francesca? Lorenzo und Lilli wollten sich keinen Ärger mit ihr einfangen und ließen das Shirt mal sicherheitshalber in der Tasche….

Der Knaller in der ersten Runde – Jeline Vandromme gegen Lilli – „Aufwärmrunde“ ist das keine und Lilli gelang der Turniereinstieg souverän, fokussiert, konzentriert und mit einem aktiven, gestaltenden Spiel besiegte sie die Belgierin 6:4 6:4.

Runde für Runde kletterte Lilli im Raster weiter und der Viertefinaltag war gekommen. „ Heute gegen Julia Stusek“, meinte Emma, „also ich hab schon mal meine Fühler nach Flügen ausgestreckt, weil wenn es dann ist, müssen wir schnell sein.“ Stephans Antwort, „wenn Lilli das schafft, sind wir weg, aber das wird sicher schwer….“

Erster Satz 6:0 Lilli und Emma verschickt eine Nachricht an ihren Papa: „ Waschtasche schon gepackt!“

Zweiter Satz 6:4 Lilli, nach einem kurzen „unfassbar die Lilli“, steht Emma von ihren Lernunterlagen auf und sagt voller Freude: „Los geht’s, auf nach Paris!“

3 Stunden später saßen wir im Auto nach Venedig, der Flug nach Charles de Gaulle war leider etwas verspätet, Ankunft Paris 00.30 Uhr, Ankunft Hotel 1.30 Uhr, Bett 2.00 Uhr – am Morgen etwas müde, aber voller Freude unsere Lilli zu sehen und ganz ehrlich auch „ausgestattet“ mit einer leichten Anspannung, aber mit viel mehr Stolz auf Lilli, wie sie dieses Turnier spielt und wie sie das ganze „Drumherum“ bei so einem Grand Slam Turnieralltag lebt.

Ausblick von unserem Balkon, haben wir toll erwischt mit der Baustelle….na,ja, war eh nur der Freitag….

Lilli haben wir vor dem Match nicht gesehen, sie macht ihre Routine mit dem Team und wir haben uns so einmal die ganze Anlage angeschaut, auch auf der Suche nach einem Espresso, den mir Stephan dann aber schnell „abwürgte“, denn das war ihm alles zu langwierig, die Suche nach einem Kaffeestand, er wollte schon zu Lillis Platz.

Und Lilli? Ihre Sachen waren schon am Wegrand, sie selbst aber noch für Aufwärmübungen hinter der Wand….

In der Zwischenzeit Einlauf der Ballkinder und der Linienrichter, anschließend marschierte Lilli auf den Platz. Schon sehr bewegend für uns – kurz reflektierte ich, ob ich mir Anfang der Woche vorstellen konnte, dass Lilli im Semifinale bei diesem Junior Grand Slam stünde… ich hatte ein richtig gutes Gefühl dafür, weil ich beim Bonfiglio Turnier in Mailand gesehen habe, welchen level Lilli spielen kann……aber ist schon klar, um ein Turnier zu gewinnen, muss man den level eine Woche lang halten und abrufen können.

Kurze Einweisung der beiden Athletinnen und das Spiel kann beginnen!

Nichts für schwache Nerven das ganze Match – schnelles Tennis, enge games, alles Spitz auf Knopf, aber vielleicht konstanteres Service von Lilli, heavy Top Spin Bälle und gute Winkel, holten Emerson Jones aus ihrer Komfortzone heraus, Lilli zwang sie mit ihrem aktiven Tennis zu Fehlern – unglaublich hohes Niveau von beiden Spielerinnen, aber Lilli auch in den Ralleys sicherer und so löste sie mit einem 6:4 und 7:6 das Finalticket! WOW!

Stephan und mir half nur mehr das….

Becherchen Einsatz 2 Euro, 18 Euro für die 12cl warme Champagner „Lacke“, macht 20 Euro pro Nase… „langsam trinken“, hat er zu mir gemeint….wie langsam?? „Untrinkbar dieses Getränk“, war meine Antwort, „ok, dann nehm ich beide, weil erstens hab ich so eine Freude und zweitens, keinen Tropfen schenk ich her, weil scheint ja ein Luxusgut zu sein.“ In Erinnerung an unsere kleine Semifinal Siegesfeier haben wir die Plastikflöten mit nach Hause genommen und halten sie hier in Ehren!

Für Stimmung war gesorgt, nebenan lief lautstark das public viewing on site, „Alcaraz – Musetti“ , links von uns „life“ das Jubeln aus dem Stadion Philip Chatrier und wir mittendrin!

Lilli sahen wir kurz zum Mittagessen im players Restaurant, wir drückten sie ganz fest zu ihrem Erfolg, aber gleich nach dem Essen ging es für sie weiter, zuerst kurz in die Ruhezone, um Kraft zu tanken für das Doppel Semifinale und dann weiter zum Aufwärmen. Zeit zum Verschnaufen und Genießen nein, erst später möglich! Lilli hatte Spaß im Doppel mit ihrer slovakischen Kollegin Mia Pohankova, das ganze Match verlief sehr eng, am Ende ging die Partie aber knapp mit 6:4 und 7:6 an die späteren deutschen Sieger Zhenikova/ Bennemann. Lilli hat dann gemeint, sie möchte den Abend mit ihrem Team verbringen, wie jeden Abend so jetzt auch vor dem Finale – Stephan und Emma war es ins Gesicht geschrieben, „stören wir?“ – na, na, na….bitte sich mal nicht zu wichtig nehmen und zu empfindlich zu sein…ha, ha, das will gelernt sein 😉 und in diesem Fall hatten Emma, Stephan und ich Zeit für einen ausgedehnten Abend Spaziergang durch Paris, der uns auch am Eifelturm vorbei brachte.

Am nächsten Morgen vor dem Finale wollte Emma noch ein paar Dinge für ihren MedAT Aufnahmetest wiederholen und Stephan und ich spazierten schon einmal in Richtung Stadion. Am Weg dorthin schaute ich zu ihm rüber und es drängte sich die Frage auf:
„Warum bitte trägst du denn heute deine optischen Sonnenbrillen, ich meine bei der Bewölkung, es schaut je eher regnerisch aus. Ich hab deine optischen Brillen in meiner Handtasche.“ „Ach ja besser“, kam sofort, gefolgt von, „nein, doch nicht, ich bleib bei der Sonnen Variante.“ „Hä, warum?“ „Weißt du, hinter dieser Brille kann ich, wenn es brenzlig wird die Augen zukneifen und niemand merkt es. Hab ich gestern bei dem Match gegen Jones auch schon so gemacht – die Option möchte ich mir offen halten.“ Jeder weiß was er braucht und wie er es mag!

Im Stadion angekommen, war das Juniorinnen Finale schon auf der großen Tafelangekündigt.

Wir Taggers marschierten Richtung Simonne Mathieu Court – ein Stadion für 5000 Leute, als wir ankamen, noch nicht wirklich gefüllt, aber Emma meinte: „Nein, echt jetzt, so ein großes Stadion, wenn da mehr Leute kommen, also für mich wär es dann schon geschehen, aber Gott sei Dank liebt die Lilli ja das Spielen vor vielen Leuten!“

Auch in diesem Match wieder lange Ralleys, Lilli immer am Gestalten, Platz öffnen, winner, Varianten im Service und man hatte auch hier das Gefühl, Lilli ist sicherer, dominanter, kann immer noch was draufsetzen. Aber trotzdem, alles sehr , sehr eng und knapp. Aber es gelang ihr das Break und beim Stand von 4:2 für Lilli, Service Lilli kam es zu einem heiß umkämpften 15- minütigem Game, mit einigen Re-Break Chancen für Klugmann. Lilli wehrte mit ihrem weiterhin mutigen Spiel alle Breakmöglichkeiten ab und sicherte sich am Ende mit ihrem Service das 5:2 im ersten Satz.

Ungemein wichtig dieses Game, Klugmann hat dabei sehr viel Energie verloren und man hat ihr ab diesem Moment dann eine gewisse Ratlosigkeit, auch gepaart mit Müdigkeit, angesehen.

Lilli blieb bei sich, spielte konsequent weiter und am Ende hieß es dann:

„Mesdames et messieurs! La gagnante du tournoi junior de Roland Garros 2025:
l’Autrichienne Lilli Tagger!“

Sprachlos, einfach ohne Worte bin ich da gesessen – was für eine Woche von unserer Lilli! Ihr Spielverständnis, die Präzision in ihren Schlägen, ihr Service, die Schnelligkeit am Platz – sie hat sich so viel verbessert – und noch so viel ist ausbaubar haben wir dann aus ihrem Team gehört. Bestens, aber jetzt war es einmal an der Zeit den Moment zu genießen!

Einfach unglaublich, wir brauchten echt eine Weile, um das zu fassen. Wir waren uns schon zu Hause einig, dass Lilli den Level hat, so ein Turnier zu gewinnen, aber genauso gut kann sie in der ersten Runde verlieren, denn hier muss sie bereits in der ersten Runde ihr bestes Tennis und auch die beste Einstellung abrufen. Und das ist ihr gelungen, sie spielte ein fantastisches Tennis über die ganze Woche – und nicht nur das Tennis, auch das ganze Drumherum hat sie so ruhig und geerdet mitgenommen, richtig schön für uns zu sehen, wie sie ihr Ding macht und ihren Weg geht. Der Italiener für ein tolles Abendessen war schnell gefunden!

Lilli und Emma unternahmen dann am Sonntag eine kleine Fahrradtour durch Paris, mit einem Stopp bei Nike und anschließend trafen wir uns alle zusammen wieder am Court Philip Chatrier, um Jannik bei der „Arbeit“ zuzusehen. Das Eröffnungsspektakel war gewaltig!

Unvergessliche Momente!

Chapeau Lilli!

Und wie hat Lillis„alte Trainerin“ so schön gepostet:

@roland garros

Brava Lilli!
Te lo meriti con tutto il cuore.
Il lavoro paga sempre.
E ora, vola in alto piú che puoi.

Bravo Lilli!
Du verdienst es von ganzem Herzen.
Die Arbeit macht sich immer bezahlt.
Und jetzt, flieg in die Höhe, soweit du kannst.

Forza Lilli!

Die Taggers