6. – 12. Dezember 2024
Was für ein Start – Lilli formidable!
„Francesca fragt für mich um eine Wildcard in Limoges, für das Hauptfeld“, informierte uns Lilli mal so zwischendurch am Telefon. Aber weder ich noch Stephan hatten in diesem Moment verstanden, um welche Kategorie es sich bei diesem Turnier handelt. „Was?“, fragte ich dann zu Hause, als es durchsickerte, „ist das nicht ein bisschen greifen nach den Sternen?“
Mag schon sein, versicherte mir Francesca dann ein paar Wochen später bei einem Kaffee in Varese, aber Lilli hat das Potenzial diese „Sterne“ zu fassen. „Die WC bekomme ich nicht, weil ich Francesca Schiavone bin, ich bekomme sie aber, weil ich weiß, dass Lilli das Level mancher dieser Spielerinnen sicher jetzt schon hat. Ich und unser ganzes Team haben großes Vertrauen in Lilli und sind so überzeugt von ihrem Leistungsvermögen. Der Turnierleiter hat mir vertraut und diese WC an Lilli vergeben.“
Und so ging es los, am Nicolo Tag spät abends von Mailand nach Bourdeux und dann mit dem Abholservice noch 2,5 Stunden nach Limoges.
Gleich am ersten Tag war das Training am Center Court möglich. „Schon alles sehr riesig hier, der Auslauf, die gesamte Halle, aber so cool hier zu sein und ich hab die Möglichkeit mit Alexandrova, Jil Teichmann, Golubic und wie die ganzen Kanonen heißen, zu trainieren.“
Und genau in diesem Spielerumfeld möchte Francesca Lilli mehr und mehr sehen. „Ich möchte Lilli schön langsam an dieses Niveau und Turnierumfeld heranführen. Immer wieder die Möglichkeit nutzen mit solchen Spielerinnen zu trainieren. Lilli muss sehen, dass sie mit ihren Qualitäten derzeit schon an diesem Level kratzt. Es muss langsam, langsam mehr Selbstverständnis werden dieses Umfeld und nicht ehrfürchtiges Aufschauen.“
Und Lilli, wie sich später dann herausstellen wird ist gewachsen, in vielerlei Hinsicht: physisch, mental und auch spielmäßig, sei es Schlagauswahl oder Punktaufbau.
Aber bevor sie in ihr erstes WTA Match startete, ging es am Vorabend noch in ein benachbartes Restaurant – oder waren die beiden doch beim Stangl Wirt?
Die Auslosung bescherte Lilli die 19-jährige, einstige Nummer eins der Jugend ITF Weltrangliste, Victoria Jimenez Kasintseva aus Andorra, derzeit Nummer 156 bei den Damen.
Klar, eine sehr große Herausforderung, aber dies hätte für jedes Los im Draw für Lilli gegolten, sie ist einfach ein Rookie auf dieser Turnierebene.
Das Match Tagger – Kasintseva war das Eröffnungsmatch des Turnierhauptfeldes. Montag Vormittag 10.00 Uhr, Hochbetrieb im Büro Tagger, allerdings an diesem Tag mussten die „Rechnereien“ von Stephan auf den Nebenbildschirm rücken, am Hauptschirm lief selbstverständlich die Übertragung aus Limoges.
Und was man da von Lilli zu sehen bekam war richtig stark, in allen Bereichen, wie oben schon erwähnt, physisch, mental und auch wie sie das Match spielmäßig gestaltet hat. Sie war wirklich gut vorbereitet auf diese Turnierkategorie, bewegte sich selbstsicher und ruhig am Platz, war nie abwartend, sondern mutig und gestaltete das Spiel. Mit der „Kulisse“ der doch großen Halle hatte sie kein Problem, im Gegenteil, man konnte fast glauben, dass sie solche Auftritte auf der großen Bühne schon öfter absolviert hat. Ungemein professionell!
Der erste Satz ging zwar mit 6:3 an die Gegnerin, doch sofort kam eine Whatsapp Nachricht aus Stephans Bürozimmer an mich: „Was für ein Match!“ Ich zurück, „toll, oder?“
Lilli blieb wie immer ihrem offensiven Spiel treu und „ärgerte“ Victoria Kasintseva sehr – die Mädels lieferten sich sehr schnelle, lange „Schlagabtäusche“, die Lilli immer mehr für sich entscheiden konnte. Am Beginn das 3. Satzes haderte die Gegnerin bereits sehr mit sich selber und der Box – sie schien zwischendurch mit ihrem „Tennislatein“ gegen Lilli am Ende zu sein. Lilli wiederum blieb bei sich und spielte kontinuierlich, ruhig und selbstsicher weiter.
Und so schaffte sie die große Überraschung bei ihrem WTA Debüt gleich einen Sieg einzufahren! 3:6 6:3 6:2 für Lilli Tagger!
Chapeau! Bravo Lilli!
Deal or no deal Francesca?
Si, certo, deal! Der deal den Francesca einging war der, dass wenn Lilli gewinnt, sie sich gemeinsam mit Lilli den Pressejournalisten stellt. Erste Frage an Lilli: „ Did you change your backhand to a one hand backhand when you started to work with Francesca Schiavone – because she was a one hander as well?“
Da musste Lilli lachen, weil diese Frage kommt immer im Zusammenhang mit Francesca: „I changed when I was ten. I managed to convince my father and I had an excellent coach – Mark Carruthers – who saw right away that the one hander in my case is just the by far more natural movement. From the minute I changed I never used my second hand.“
Auch wenn in der nächsten Runde gegen die Nummer 98 der Welt, Nuria Parrizas Diaz Endstation war, hielt Lilli alle games bis zur Mitte des 2. Satzes immer eng, entscheiden konnte sie aber nur eines für sich. 1:6 0.3 und dann legte Lilli noch einmal richtig nach und stellte auf 3:3, verlor dann aber leider ihr eigenes, wieder sehr enges und langes Servicegame. Am Ende ging das Match nach 1h 22min mit 6:1 6:3 an die Spanierin, dennoch konnte Lilli phasenweise ihre Stärken zeigen. Spektakulär war der Punktgewinn im 2. Game des 2. Satzes, als Lilli die Vorhandecke des Schlages von Parrizas Diaz „erahnte“, sich schnell auf den Weg dorthin machte, sie sich dann aber in der Situation wieder fand, dass der Ball hinter ihrem Rücken war. Aus der Not fädelte sie ihren Arm um den Rücken nach hinten, um den Ball vielleicht so noch zu treffen. Und tatsächlich, der Behind-the-back Schlag landete auf der anderen Seite, Parrizas-Diaz „knallte“ diesen dann in die Rückhand Ecke und kam Richtung Netz, Lilli stürmte auf ihre Rückhand Seite und im Durchlaufen spielte sie einen Winner down the line. Da musste sogar Lillis Gegnerin applaudieren und schmunzeln.
So gingen sehr lehrreiche 6 Tage zu Ende, während denen Lilli unglaublich viel aufsaugen und mitnehmen konnte. Zurück kam sie mit vollem Elan weiter hart zu arbeiten, sich akribisch zu verbessern und dafür 110% Arbeitseinsatz zu geben.
Josko Skugor schrieb mir im Anschluss an Lillis erstes Match:
…Gratuliere Familie Tagger…starke Leistung von Lilli…und gute Turnier Auswahl von Francesca…noch 2 Runden wäre super…
(ich)…danke Josko, ha ha ja, 2 Runden…du bist echt der Beste…
…zum guten Abschluss für ein sehr gutes Jahr…
Auch wenn es für eine weitere Runde noch nicht gereicht hat, der gute Abschluss für ein sehr gutes Jahr war es auf jeden Fall!
Wir Taggers wünschen Schöne Weihnachten und alles Gute für 2025!